Und alle benehmen sich daneben - Wie Hemingway seine Legende erschuf by Lesley M. M. Blume

Und alle benehmen sich daneben - Wie Hemingway seine Legende erschuf by Lesley M. M. Blume

Autor:Lesley M. M. Blume [Blume, Lesley M. M.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423431309
Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München
veröffentlicht: 2017-03-15T23:00:00+00:00


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Am Tag nach seinem Treffen mit Liveright machte sich Hemingway wieder auf den Weg durch den Schnee nach Norden, diesmal zum Verlag Charles Scribner’s Sons an der Fifth Avenue, Ecke 48th Street. Das Verlagshaus war – wie der Rest von New York – erfüllt von Fitzgerald-Dingen. Seine dritte Sammlung von Kurzgeschichten, All the Sad Young Men, stand kurz vor der Veröffentlichung. Als Hemingway das Gebäude betrat, um sich mit Perkins zu treffen, waren die Schaufenster von Scribners Laden im Erdgeschoss voll mit Fitzgeralds Büchern und mit Szenenfotos von der Gatsby-Aufführung am Broadway.

Hemingway hatte ursprünglich geplant, Scribner’s und Harcourt gegeneinander auszuspielen, aber als er Perkins’ Büro wieder verließ, hatte er diesen Plan aufgegeben. Perkins hatte The Torrents of Spring gelesen und bot Hemingway 1500 Dollar sowohl für die Satire als auch für The Sun Also Rises und ein üppiges Autorenhonorar von fünfzehn Prozent.

»Er schrieb einen verdammt großartigen Vertrag und war schrecklich nett«, berichtete Hemingway Louis Bromfield.

Hemingway akzeptierte nicht nur auf der Stelle, er bot Perkins sogar eine Option auf zukünftige Werke an, was der Lektor ablehnte. Vermutlich beendeten die beiden Männer ihr Treffen nicht in einer Flüsterkneipe, wo die Begegnung von Hemingway mit Liveright Berichten zufolge ihr Ende nahm. Hemingway zeigte sich wahrscheinlich von seiner besten Seite, ein Benehmen, das Perkins mit seinen Neuengland-Manieren bei Autoren offenbar hervorlocken konnte.

Perkins hatte seine Freude an dem Treffen. Sein neuer Autor amüsierte ihn. »Er ist ein äußerst interessanter Bursche mit seinen Stierkämpfen und seinem Boxen«, schrieb er an Fitzgerald. Fitzgerald war seinerseits begeistert von dem Ergebnis seiner letzten Partnervermittlung. »Ich bin froh, dass Sie Hemmingway bekommen haben«, erwiderte er Perkins. Seine Bilanz bei Perkins war jetzt ausgeglichen: Erfolge und Fehlschläge hielten sich die Waage.

»Ernest wird entscheiden, ob meine Ansichten eher eine Behinderung oder eine Hilfe sind«, fügte er hinzu.

Nach Abschluss seines Deals mit Perkins schickte Hemingway eine Jubelbotschaft an Bill Smith und Harold Loeb und unterhielt sie mit Einzelheiten der neuen Vereinbarung mit Scribner’s. Er hatte noch nicht erwähnt, wovon The Sun Also Rises handelte, auch wenn er seinen Freunden mitgeteilt hatte, er sei »verrückt danach«, ihnen von Torrents zu erzählen. Übrigens, informierte er Loeb, In Our Time verkaufe sich ziemlich gut – tatsächlich genauso gut wie Doodab. »Kopf an Kopf«, schrieb er. »Wir Schreiber sollten zusammenhalten.«

Er stattete auch Alfred Harcourt einen Besuch ab, der eher der Höflichkeit geschuldet war. »Ich hätte einen auf Geschäftsmann machen und versuchen sollen herauszukriegen, wie weit mir Harcourt Brace entgegenkommen wollte«, schrieb Hemingway Anfang März an Bromfield, der ihm den Weg zu jenem Verlag geebnet hatte, »[aber stattdessen] sagte ich Perkins bloß, ich würde akzeptieren, und ging rüber zu Mr. Harcourt und berichtete ihm die Neuigkeiten.«

Harcourt sagte Hemingway, die Tür seines Verlags stehe für ihn offen, falls er mit Scribner’s so unzufrieden sein sollte, wie er es mit Liveright gewesen sei. Der Verlag vertrete bereits andere Autoren aus dem Mittleren Westen, Glenway Wescott beispielsweise – den Harcourt persönlich bewunderte –, und es gebe immer Platz für weitere.

Als Harcourt Wescott erwähnte, war es mit Hemingways gutem Benehmen vorbei. Er



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